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AUV

Autonome Systeme in der Tiefsee

Ein autonomes Unterwasserfahrzeug (AUV) ist ein Roboter, der sich unter Wasser bewegt, ohne dass jemand bedienen oder eingreifen muss. AUVs sind Teil einer größeren Gruppe von Unterwassersystemen, die als unbemannte Unterwasserfahrzeuge bekannt sind.

Extrem –
Der populäre Science Talk mit Arno Wolf

Publikum

Professorin Karmi betritt die Bühne des großen Kulturzentrums der Stadt. Angekündigt ist einer der großen Wissenschaftsdialoge bei Arno Wolf, der über alte wie über neue Medien gleichermaßen übertragen wird. Prof. Karmi hält den Eingangsvortrag.

Karmi und Wolf

Entdeckung von Geheimnissen in der Tiefsee

„Die Tiefsee ist ein für Menschen unzugänglicher Ort, eigentlich. Sie birgt große Schätze, sowohl mineralische Ressourcen als auch Ökosysteme in großer Vielfalt. Ihr Einfluss auf die von Menschen bevölkerte Biosphäre ist weitgehend unbekannt.

Karmi Saal Schirm

Wir Menschen wissen wenig über die globalen Zusammenhänge mit anderen Ökosystemen und die Auswirkungen der menschlichen Lebensweise auf die Tiefsee. Bisher explorieren Menschen nur stichprobenartig sehr kleine Meeresbereiche mit wenigen U-Booten und Unterwasser-Robotern.”

Oktopus

Karmi zeigt mitreißende Bilder, um bei den Zuschauern Begeisterung für ihr Thema zu wecken. Sie erklärt, wie diese Tiefen überhaupt erreicht werden können, wie die Bilder entstanden sind – und welche Möglichkeiten sie für die Zukunft erwartet.

Karmi AUV Greifarm

Die wenigen von Menschen noch unentdeckten Räume befinden sich im Weltall, in Gebieten mit extrem rauen Bedingungen – oder in den Tiefen der Ozeane. Die Tiefsee, das ist Karmis Welt. Da sind skurrile Lebewesen an Stellen, an denen scheinbar tödliche Bedingungen herrschen.

Karmi AUV Greifarm

Da finden sich Spezies, von denen immer noch nicht klar ist, ob Pflanze oder Tier, Mikroben mit unmöglich erscheinenden Eigenschaften oder art- und gattungsübergreifende Kooperationen.

Oder Tiere in Schwärmen mit extrem guter Koordination.

All dies übersteigt die menschliche Vorstellungskraft, und für viele Pflanzen, Tiere oder Kooperationsformen gibt es noch gar keine Bezeichnung. Einiges davon hat sie mit ihrem Team beobachten können. Die Bilder sind eindrucksvoll, mal bunt, mal schwarz, mal geheimnisvoll dunstig-grau.

Welch großes Interesse es doch gibt!

Früher war das ein Nischenthema, aber alle Extreme scheinen die Bürger und Bürgerinnen heute zu interessieren. Der Hunger nach Diskussionen über Außergewöhnliches ist nach den Pandemien genauso angeschwollen wie das Bewusstsein für globale Zusammenhänge und ihre Folgen.

Karmi war an einem Projekt ihrer Heimat-Uni beteiligt, in dem sie die autonomen Unterwasserfahrzeuge der Firma U-DRO nutzen durften, um in einem Teil des Kaimangrabens in mehr als 7.000 m Tiefe den Meeresboden zu kartieren und zu beobachten.

Karmin Bildschirm

So, wie früher die Google-Street-View Fahrzeuge durch die Straßen fuhren, gleiten heute unbemannte Unterwasservehikel durch die Tiefsee und liefern dabei Daten, die automatisch in Relief-Karten übersetzt werden.

Denn die Erkundung verspricht nicht nur Erkenntnisgewinn, ...

... wie nun die Vertreterin des Unternehmens „Deepwater AI“, Frau Dr. Kern, berichtet:

Um größere Räume zu erkunden, überall in größere Tiefen vorzustoßen und auf unbekanntem Tiefseeboden zu operieren, sind unbemannte Vehikel notwendig, die in unbekanntem Gelände autonom, also selbstständig, agieren können.

Unsere Vehikel ähneln denen, die Professor Karmi gerade gezeigt hat, allerdings können sie zusätzlich den Meeresboden durchpflügen und die Knollen ernten – so nennen wir das. Es sind die effizientesten Knollen-Erntemaschinen der Welt. Wenn wir genügend Knollen ernten und aus den gewonnenen Rohstoffen Autos und Haushaltsgeräte herstellen, wird unsere Wirtschaft gestärkt und wir können neue Arbeitsplätze schaffen.

Die Unterwasserfahrzeuge lernen selbst und sind dort unten völlig autonom.

Im Saal wird es unruhig. Es wird getuschelt.
Die Referentinnen bekommen nur Wortfetzen mit:

Der dritte Impuls kommt von Bluepeace, einer Nichtregierungsorganisation, die sich der Rettung der Meere verschrieben hat, aber auch sehr weitgehende Vorstellungen davon hat, was unangetastet bleiben sollte. Arno Wolf bittet um Ruhe und kündigt den Aktivisten Simon Rabel an.

Simon betritt die Bühne und zeigt ein schwarzes Bild:

Wir wissen nicht, was wir alles auslösen, wenn wir in die Tiefsee eingreifen und sogar Rohstoffe abbauen.

Wir Industrieländer hinterlassen Zerstörungen vor Küsten, die uns nicht gehören – sollen dann andere für uns aufräumen oder Nachteile haben? Sollen das die indigenen Völker machen? Erst zerstört man diesen Menschen ihren Lebensraum und ihre Lebensgrundlagen und dann schließt man sie vom Fortschritt aus. Die hübschen Bilder von Frau Karmi sind ja schön und gut. Aber bereitet die Forschung der Industrie da nicht den Boden? Ist sie dann nicht auch daran schuld, dass der Mensch so weit vordringt und dann doch wieder alles kaputt macht?

Wollen wir wirklich immer alles wissen, überall etwas hinterlassen und damit gleichzeitig so schöne Dinge wie die, die wir gesehen haben, zerstören?“ Er zeigt auf Professor Karmi und ihre Bilder.

Arno Wolf will gerade mit seiner Moderation weitermachen, da ruft ein junger Mann von ganz hinten aus dem Saal: „Wenn das alles da einmal zerstört ist, dann ist es für immer kaputt – reparieren geht nicht. So weit müssen wir gar nicht gehen, allein schon gucken ist ein Eingriff.“ Eine ältere Dame zeigt auf einen leeren Stuhl: „Hier ist ja kein Kind und kein Jugendlicher anwesend, ...

Alte Dame

Was macht das schon

... Außerdem lassen wir Menschen doch gar nichts unberührt. Ihr Älteren habt Eure Produkte doch schon längst überall hin verteilt – sogar Plastik findet sich in der Tiefsee – genau wie in der Arktis und der Antarktis.“

Was macht das schon

... Was ist, wenn sie genau so einen aufwändigen Lebensstil wollen?“ Führt eine junge Frau weiter aus. Wolf holt tief Luft und greift auf: „Solche Debatten um Gerechtigkeit heute und den kommenden Generationen gegenüber haben wir ja schon oft geführt. Lassen sie uns noch mal auf die autonomen Fahrzeuge zurückkommen.

Mann Rohstoffe

... Die internationale Tiefsee gehört wenigstens noch keinem anderen Land, wenn wir da schnell sind, können wir die Ersten sein.“

Unendliche Weiten

... Auf zu neuen Ufern, schürfen wir woanders. Nicht immer in unseren engen Grenzen denken! Endlich haben wir die Maschinen dafür!“ Eine heiße Diskussion entbrennt und die drei auf der Bühne kommen gar nicht zum Antworten. Die Zeit vergeht wie im Fluge.

Arno Wolf versucht sich Gehör zu verschaffen und fasst zusammen: „Wie Sie sehen, hat alles seine unterschiedlichen Seiten. Egal, welche Entscheidung wir treffen, sie hat Folgen. Wir haben wunderschöne Bilder der Tiefsee gesehen – aber vielleicht sollten wir sie gar nicht ansehen, sondern uns stattdessen mit Simulationen begnügen. Wir haben von Autonomen Systemen, also mit KI selbstständig lernenden Robotern, gehört, die es uns überhaupt erst ermöglichen, die Tiefsee systematisch zu erkunden, zu verstehen und zu nutzen. Wenn die Geräte dort keine Aufnahmen machen, dann haben sie keine Daten – dann können sie mit all ihrer eingebauten künstlichen Intelligenz auch nichts simulieren.

Wolf schaut hilfesuchend zu Frau Kern,
die aufgreift:

Sie sieht in fassungslose Gesichter und setzt schnell nach:

„Ohne die Finanzierung der Forschung aus dem Verteidigungshaushalt einzelner Länder oder militärnahen Wirtschaftszweigen würden unsere autonomen Unterwasserfahrzeuge nicht da stehen, wo sie heute sind.

Wir bekommen aus der Verteidigungsforschung die Algorithmen, und sie bekommen von uns die Trainingsdaten.

Ist doch eine Win-Win-Situation.“

Mit einem solchen Aufruhr hatte Arno Wolf nicht gerechnet.
Er sucht nach den abschließenden Worten:

„Ich glaube, wir haben ein heißes Eisen angepackt.

Maschinen mit Künstlicher Intelligenz erlauben es uns, Gebiete zu erschließen, in die wir Menschen ohne sie nicht vordringen könnten. Wir haben einen Eindruck bekommen, wie es sich damit in der Tiefsee verhält – aber was ist, wenn wir in den Weltraum vordringen? Vulkane von innen erkunden wollen? Hilft uns da auch künstliche Intelligenz?

Uns gehen die Rohstoffe aus – was tun?

Erobern wir die unendlichen Weiten des Weltalls dafür?

Diskutieren Sie nächsten Monat wieder mit uns – selbe Zeit, selber Ort.“

Aber die Diskussion wird nicht vertagt, sondern geht am Buffet lebhaft weiter. Es wird noch ein langer Abend ...

Die Zukunft hat schon begonnen

Autonomes Unterwasserfahrzeug für die Forschung

MARUM-AUV-en-03-HiRes

Autonomes Unterwasserfahrzeug für das Militär

MK 18 MOD 2 Swordfish UUV

Sollen KI-basierte autonome Fahrzeuge in die Tiefsee vordringen? Was sollen sie dort tun?

Und wohin dringen autonome Fahrzeuge als Nächstes vor? Was bedeutet es für das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, wenn dieses Vordringen eine Grenze nach der anderen überschreitet?

Was bedeutet es, wenn autonome Fahrzeuge weitere für den Menschen bislang unverfügbare Räume erschließen, wie zum Beispiel die Arktis, die Antarktis oder den tropischen Regenwald?

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